Fersenschmerz

Im Juli 2015 hat der bundesdeutsche Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) beauftragt, den Nutzen der Behandlung von Fersenschmerz mit extrakorporaler Stoßwellentherapie (ESWT) zu untersuchen. Die vorläufigen Ergebnisse dieser Nutzenbewertung liegen nun vor. 

Demnach ist für die Kriterien Schmerz und körperlicher Funktionsstatus ein Nutzen gegenüber Placebos (Scheininterventionen) belegt. Gegenüber aktiven Vergleichstherapien (wie etwa Physiotherapie) ist das Ergebnis durchwachsen: In einigen Vergleichen zeigten sich Vorteile der ESWT, in anderen Nachteile, in wieder anderen Fällen gab es keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen. Zum Bericht konnten Interessierte Personen und Institutionen Stellungnahmen abgegeben. 

Schmerzen und Einschränkungen der Beweglichkeit 

Eine Reizung und Entzündung der plantaren (die Fußsohle betreffenden) Sehnenplatte am Fersenbein, die durch mechanische Einflüsse einen degenerativen Umbau des Gewebes herbeiführt, kann zu Fersenschmerzen führen. Diese Schmerzen können sowohl beim Anlaufen („Anlaufschmerz“) als auch nach längeren oder stärkeren Belastungen auftreten. Sie beeinträchtigen unter Umständen die Bewegungsfähigkeit und die Lebensqualität. Bei vielen Betroffenen verschwinden sie ohne Behandlung. Ist das nicht der Fall, kommen verschiedene Behandlungen in Frage, etwa Einlagen zur Entlastung des Fußes, Dehnübungen, die Einnahme von Entzündungshemmern, Steroid-Injektionen oder Physiotherapie. Halten die Schmerzen länger an, kann eine Operation oder eine ESWT angezeigt sein. 

Auch die Therapie kann schmerzhaft sein 

Stoßwellen sind stark gebündelte Druckwellen, die Schallwellen ähneln. Sie werden unter anderem zur Zertrümmerung von Nierensteinen eingesetzt. Bei der extrakorporalen Stoßwellentherapie wird in der Regel die schmerzhafteste Stelle am Fuß behandelt. Ab einer gewissen Intensität kann die Behandlung mit Stoßwellen schmerzhaft sein, sodass die Stelle häufig vorher lokal betäubt wird. Für gewöhnlich werden über ein bis zwei Wochen etwa drei bis fünf Behandlungen in der Dauer von 5 bis 60 Minuten durchgeführt. 

Mehrere Vergleichstherapien betrachtet 

Das IQWiG hat Studien ausgewertet und verglichen, in denen eine ESWT entweder mit einer Scheinbehandlung oder mit verschiedenen aktiven Therapien oder aber mit einer anderen ESWT-Variante verglichen wurde. Insgesamt konnten 28 Studien in die Auswertung einbezogen werden.

Eigentlich ist es sinnvoll, die langfristigen Auswirkungen der Behandlungen zu untersuchen, beispielsweise nach einem Jahr. In manchen Studien wurden aber frühe Ergebnisse berichtet, die sechs Wochen bis sechs Monate nach der Intervention erfasst wurden. Eine weitere Herausforderung stellen die unterschiedlichen Behandlungen der Schmerzen dar. Durch eine gleichzeitige Behandlung mit schmerzstillenden Mitteln können alle Ergebnisse verzerrt sein: Mehrere Studien konnten nicht ausgewertet werden, da der Konsum schmerzstillender Mittel nicht nachvollziehbar war. 

ESWT „besser als nichts“ 

Die Auswertung von 15 Studien, in denen ESWT mit Scheinbehandlungen verglichen wurde, ergab bei den Kriterien Schmerz und körperlicher Funktionsstatus Belege für einen Nutzen der ESWT. Bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gibt es dagegen keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen.

Bei zwei von sechs aktiven Vergleichstherapien ergaben sich Hinweise beziehungsweise Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen der ESWT, und zwar gegenüber Ultraschall und gegenüber einer konventionellen Behandlung, nämlich Iontophorese (Aufnahme von Arzneimitteln durch die Haut mithilfe eines schwachen elektrischen Stroms) plus Einnahme schmerzstillender Mittel. 

Kein klarer Vorteil gegenüber Operation oder Ultraschall 

Bei zwei weiteren aktiven Vergleichstherapien, nämlich Operation und Ultraschall plus Dehnübungen, ergaben sich keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen. Im Vergleich zu Dehnübungen allein und gegenüber Glukokortikoid-Injektionen schnitt die ESWT schlechter ab, wobei ein Verzerrung der Beurteilung nicht ausgeschlossen werden kann: In beiden Fällen gibt es unveröffentlichte Studien.

Aus den sechs Studien schließlich, in denen verschiedene ESWT-Varianten verglichen wurden, ließen sich keine Anhaltspunkte für einen höheren oder geringeren Nutzen einer dieser Varianten ableiten.

Ein Bericht aus dem Internetmagazin „FORUM GESUNDHEIT“ von Mag. Christian Boukal